Das Frankfurter Leichenhaus (in der rechten Grafik oben linke Seite "Raumplanung") zeichnete sich dadurch aus, daß jeder Verstorbene in einer Einzelzelle aufgebahrt war. Zehn Zellen mit hermetisch verschlossenen Fenstern, durch die die Toten betrachtet werden konnten, flankierten das Wächterzimmer. Oberhalb der Fenster befand sich jeweils eine Alarmvorrichtung, die durch eine Schnur mit den Fingern der Leiche verbunden war, auf denen konische Hütchen steckten. Die leiseste Bewegung konnte so sofort registriert werden. Auch wurde der Friedhofsaufseher, dessen medizinische Kenntnisse vom Sanitäts-Amt überprüft worden waren, angewiesen, zusammen mit den ihm unterstellten Totenwärtern die Leichen Tag und Nacht zu beobachten. Es wurde berichtet, daß es in all den Jahren lediglich einmal geklingelt hätte. Es handelte sich hierbei nicht um einen Scheintoten, sondern Verwesungsgase hatten den Bauch der Leiche aufgetrieben und die Glocken in Bewegung gesetzt . Der Sinn des Leichenhauses war es auch, die Verwesung voranzutreiben, um des Todes sicher zu sein. Dies geschah in der kalten Jahreszeit durch Beheizen der Räume, so daß sich zugleich etwaige Scheintote nicht erkälten konnten. Außerdem waren die Zellen, die sich nach oben flaschenförmig verjüngten, gut belüftet. Falls ein Totgeglaubter erwachen sollte, stand das Belebungszimmer zur Verfügung, mit einem Bett auf Rollen, um Belebungsversuche zu machen. Das angrenzende Bad war mit einer Badewanne und einem Schrank versehen, der für die Stärkung notwendige Apparate und Medikamente enthielt. In der Küche warteten Kräutertees und -aufgüsse auf den frisch Erwachten. Ein Pumpenbrunnen, dessen Schacht noch im Keller erhalten ist, versorgte Küche und Bad mit frischem Wasser. |